Sonntag, 14. Mai 2023

(Noch ein Palaver)

Ich habe getan, was ich konnte.
Selbstverständlich ist es zu wenig.
Die Welt ist immer noch schlecht
und die Menschen fangen nicht an,
daran etwas zu ändern.
Ich habe also versagt.
Das war wohl vorherzusehen.
Aber schade ist es trotzdem.
Weniger für mich,
der ich tat, was ich konnte,
als für all die anderen,
für die ich tat, was ich tat,
und die nichts davon hatten,
weil sie nicht wollten.
Man hat mir nicht zugehört,
man hat mich nicht verstanden,
man wollte mich missverstehen,
man wollte mich widerlegen.
Ich aber wollte bloß,
dass man mir darin Recht gibt:
Wir müssen etwas ändern,
die Welt soll ein besserer Ort sein
für alle, das können mir machen.
Ich wollte doch bloß,
dass keiner mehr hungert,
dass keiner im Elend lebt,
dass keiner ausgebeutet,
vergiftet oder verblödet,
unterdrückt und verfolgt wird,
dass Lüge und Raub aufhören,
dass jeder genug hat von dem,
was er braucht, und glücklich sein kann,
kurzum, dass jeder jedem Freiheit schenkt
und sich seiner Würde erfreut.
Ich wollte doch immer nur
Partei ergreifen für die Schwachen,
die Wehrlosen, die Ausgeschlossenen,
die Verworfenen, die Unangepassten.
Ich wollte Partei ergreifen für das Kostbare,
das verschleudert wird,
und gegen das Wertlose,
das sich breitmacht.
Ich wollte nicht viel,
nur dass alles besser wird
und dass das Gute bleibt.
Ich wollte wahrgenommen werden,
um zeigen zu können,
was richtig und falsch ist,
welche Wege zum Guten führen
und welche ins Verderben.
Ich wollte, ganz ehrlich,
dass man mir Recht gibt,
wenn ich Recht habe,
und mich widerlegt,
wenn ich Unrecht habe.
Und dass man mir nicht sagt,
Wahrheit sei für jeden etwas anderes
und richtig und falsch gebe es gar nicht.
Als ob nicht das Leiden bewiese,
dass es gibt, was nicht sein soll,
und also das, was sein soll,
erkannt werden kann. Nicht nur von mir.
Ich bin nicht wichtig.
Ich habe mich auch nie wichtig gemacht.
Mir stand der Sinn nicht nach Erfolg,
denn ich hoffte, einfältigerweise,
mein Erfolg werde sich einstellen,
eines Tages, als Erfolg aller.
Ich wollte bloß anerkannt werden
als einer, der zum Erfolg beiträgt,
zum Wahren, Guten und Schönen.
Doch ich bin so schlecht darin,
die Leute dazu zu bringen,
auf mich zu hören.
Obwohl ich doch immer meine,
ich sei ganz gut darin.
den Leuten zu sagen,
was sie tun und lassen sollen.
Man hört nicht auf mich,
man macht sich lustig über mich,
man schweigt mich tot.
Aber es geht gar nicht um mich.
Ich bin nicht wichtiger als irgendwer,
aber jeder ist das Kostbarste, das es gibt,
das gilt es festzuhalten.
Mehr hatte ich gar nicht zu sagen.
Und dass Herrschaft böse ist,
weil sie die Würde missachtet
und zur Würdelosigkeit zwingt.
Aber man hört nicht auf mich.
Ich habe versagt. Wie gesagt.
Doch damit begnüge ich mich nicht.
Vielleicht hätte ich mehr tun können.
Vielleicht lässt sich noch etwas machen.
Viel wird es nicht mehr sein,
was ich noch tun kann,
aber bis ich nichts mehr tun kann,
höre ich nicht auf,
mich zur Wehr zu setzen
gegen die Bedeutungslosigkeit,
die man mir zuschreibt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Dort draußen

Dort draußen sind die Leute und leben ihre Leben ohne mich. Ich habe nie dazzugehört. Ob ich nicht wollte, ist schwer zu sagen. Dass ich nic...