Dienstag, 9. April 2024

Ein heißer Tag im April

Es riecht schon verzweifelt nach Sommer. 
Die Vögel kreischen ums Überleben.
Brünstig streben die Blumen zur Sonne.
Alles blüht, als gäb's kein Morgen mehr.

Bis zum Erbrechen vollgestopft
ist die Luft mit Erinnertem
aus Kindheit und einer Zukuft,
die keiner mehr abwarten will.

Gleich wird gegrillt. Schon wird viel nackte Haut
geboten, schonungslos leichenblass.
Wenn das der Frühling ist, wie schrecklich
wird dann erst der Sommer wüten müssen?

Ein Totentänzchen

Da kommt in weißer Kutte
Gevatter Hein, er hebt das Bein,
und schon setzt ein als wie zum Tanz
der Sense flottes Zischen.
Und Bein an Bein fällt ein
ins Ringelreihn ein jeglicher,
mal links herum, mal rechts herum,
ab durch die Mitte, fideldum.
Und noch vorm End der Melodei
ist's mit dir selber auch vorbei.
Dann geht der Tod, der alte Schnitter,
vom Feld und grinst. Adieu!

Samstag, 6. April 2024

Ans Peloton

Na gut, dann erschießt mich eben.
Fürs Erschießen habt ihr ja
eine Schwäche. Ich fürs Leben.
Aber das ist meine Stärke.

Donnerstag, 4. April 2024

Stabilitas loci

Im Kloster Utopia
wohnen die Mönche nicht dauernd.
Auf unendlicher Pilgerschaft
sind sie Gäste des Geistes,
der weht, wo immer er will.

Samstag, 30. März 2024

Karsamstag

Es ist immer Karsamstag.
In Zeiten wie diesen,
auf Erden, wo Menschen
über Menschen herrschen,
ist Gott immer tot und
sein Aufstand steht noch aus.

Freitag, 8. März 2024

Selbstkritisch bleiben

Woran es mir zweifellos mangelt,
sagte er, ist Wehleidigkeit.
Aber ich arbeite daran.
Jeden Tag ein bisschen mehr jammern,
auch wenn einem eigentlich nichts fehlt,
dann wird das schon was. Oh weh!

Donnerstag, 7. März 2024

Wo bleibt das Negative?

Wo bleibt die Verneinung
der beschämenden Verhältnisse?
Wo bleibt der Widerstand
gegen die verordnete Zukunft?
Wo bleibt die Verachtung
für das lähmende Geschwätz
von der Unvermeidbarkeit? 
Wo bleibt die fröhliche Wut,
die wilde Verweigerung
der Alternativlosigkeit?
Wo bleibst du? Und wo ich?

Montag, 4. März 2024

Apnoe

Ich schlafe mich zu Tode.
Jede Nacht bringt mich näher
dem letzten Atemzug.

Monstrum

Das Monstrum bin ich.
Mit Forken und Fackeln
kommen die Dörfler,
um mich zu jagen,
mich zu erschlagen. 
Das Monstrum bin ich,
völlig unschuldig,
doch unheimlich, weil
anderer Meinung.

Trotz

Mir doch egal, was die Leute reden.
ich weiß ja, wie es wirklich war.
Mir doch egal, wenn ich einsam sterbe,
die Wahrheit stirbt nicht mit mir.

Sonntag, 25. Februar 2024

Spezialeffekte

Tut mir leid, sagte Jesus,
dass ich dich langweile
mit meiner Bergpredigt
und meinem Liebesgebot
und meinem Tod am Kreuz
und meiner Auferstehung
und all den Wundern.
Du hättest dir mehr erwartet,
das ist völlig verständlich.
Du hast schon Besseres gesehn.
Etwas mit Drachen und Zwergen,
mit Zombies, Vampiren und mit
teleportierten Einhörnern.
Was könnte da mithalten?
Vielleicht ein schönes Geballer,
ein gnadenloses Abknallen
von Menschen und Monstren.
Mein Evangelium langweilt dich.
Es fehlt ihm an Äkschn, es braucht
eine bessere Grafik,
sagst du und wendest dich ab.
Tut mir leid, sagte Jesus,
dass ich real bin.

Donnerstag, 22. Februar 2024

Unerhört

Ich bin eine Zumutung,
das weiß ich selbst nur zu gut.
Besser als jeder andere.
Aber zugleich bin ich ein Glücksfall,
ein Geschenk an die Menschen.
Wer es fassen kann, fasse es.

Latrinentheologie

Man darf dem lieben Gott
durchaus auch einmal danken
für einen geregelten Stuhlgang.
Das macht dem gar nichts aus.
Der hat schon alles gesehn.

Dienstag, 20. Februar 2024

Bis später

Es ist fünf vor zwölf.
Es ist fünf nach zwölf.
Es ist eins, zwei, drei.
Und um fünf Uhr verlässt
die Marquise ihr Haus.
Gleich schlägt es dreizehn.
Und so weiter und so fort.
Irgendeine Zeit ist ja immer,
Bis es zu spät ist.
Bis zum Ende der Zeiten.
Und dann nie wieder.

Samstag, 10. Februar 2024

Frohnatur

Du hattest immer deinen Spaß,
wird man mir sagen können,
wir aber hatten nichts zu lachen.
Während du geistreich und albern warst,
lebten wir unsere Leben
in Elend und Dunkelheit.
Welchen Witz reiße ich dann?

Dienstag, 6. Februar 2024

Weltraumschrott

Verloren im Weltraum,
inmitten von Leere und Müll,
trudelt meine Hoffnung dahin.
Wer, wenn ich hören könnte,
riefe mich denn
hinter den Sternen hervor?
Ach, dieser Alptraum
ist ein schreckliches Missverständnis.
Und geht immer weiter.

Donnerstag, 11. Januar 2024

Sklavenhändler

Sie werden bösartig sein,
das steht außer Frage,
und mich mit ihrer Bosheit 
zu vergiften versuchen.
Ich werde wachsam sein müssen
und darf ihnen nicht ähnlich werden.
Lieber zu Grunde gehen,
als zu werden wie die.

Hölle aktuell

Gottes Kinder massakrieren Gottes Kinder
und verhöhnen ihn dabei auch noch,
weil er ihnen nicht in den Arm fällt.
Diese Hölle haben sie selber bereitet.

Mittwoch, 10. Januar 2024

Zermürbung

Zu viele Kriege, zu viele Fronten,
zu viele Feinde, keine Verbündeten,
als Waffe nur Wörter,
Sätze, die keiner hören will.

Dienstag, 2. Januar 2024

Zumutungen

Ich nehme den Allmächtigen in die Arme
und streichle ihn, bis er einschlafen kann.
Es sind auch für ihn schwere Zeiten.

Ein heißer Tag im April

Es riecht schon verzweifelt nach Sommer.  Die Vögel kreischen ums Überleben. Brünstig streben die Blumen zur Sonne. Alles blüht, als gäb'...