Freitag, 18. Juni 2021

Zwischenbericht

Meine Einsamkeit ist nicht mein Problem,
sondern das der anderen. Sie sind es,
die abgerückt sind vom Gemeinsamen.
Was sie verstanden zu haben schienen,
davon wollen sie jetzt nichts mehr wissen.
In Zeiten wie diesen gilt das nicht mehr.
Rasch haben sie gelernt, umzudenken,
sich anzupassen und mitzumachen.
Sie haben sich verrannt ohne Ausweg,
sich eingemauert in kaltem Schweigen.
Meine Haltung aber ist dieselbe
geblieben. Wovon ich überzeugt bin,
wenn ich es denn aus guten Gründen bin,
dem bleibe ich aus guten Gründen treu.
Ich wende an, was ich gelernt habe,
und lerne jeden Tag etwas dazu.
Ich überschätze mich nicht, meine nicht,
ich könne nicht irren, im Gegenteil.
Aber was gestern wahr war, glaube ich,
kann heute nicht unwahr sein, und wenn doch,
schien es nur wahr und war in Wahrheit falsch.
Für mich zählen Argumente, und nicht
Bilder, Gefühle, Zahlen und all das,
was manipuliert werden kann und wird.
Gestern wusste ich, dass die Herrschenden
dumm und böse sind und immer lügen.
Das weiß ich auch heute noch und habe
Beweise. Das ist keine Verschwörung,
das ist ganz einfach die Normalität,
die die anderen zulassen. Ich nicht.
Ich mach da nicht mit. Ich sage nicht „schwarz“
zu Weiß, nicht „weiß“ zu Schwarz und rede mich
nicht auf Grau heraus, wenn es darauf ankommt,
Farbe zu bekennen. Sie werden mich
nicht dazu bringen, Kröten zu schlucken.
Gut möglich, dass das alles sinnlos ist.
Denn voraussichtlich werde ich scheitern.
Anscheinend überzeuge ich keinen
und halte das Unheil nicht auf. Aber
keiner soll mir je nachsagen können,
es nicht versucht zu haben. Ganz allein.
Meine Einsamkeit ist nicht das Problem.

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