Er gab nicht auf.
Er wollte daran glauben,
das Gute müsse gewinnen.
Irgendwann. Und sei’s erst zuletzt.
Dann aber für immer.
Darin war er unbelehrbar.
Tatsachen galten ihm wenig.
Er zog das Mögliche vor.
Alle seine Hoffnungen scheiterten,
aber das hinderte ihn nicht daran,
weiterzumachen und sich einzusetzen
für Freiheit, Gerechtigkeit, Würde
und Wohlergehen jedes Einzelnen.
So einer wäre ich gern.
Donnerstag, 29. Mai 2025
Mittwoch, 28. Mai 2025
Übers Sein
Wo ist da nichts? Überall
ist doch fast schon zu viel,
jedenfalls immer alles.
Was nicht ist, kann noch werden.
Was war, ist noch dabei,
gewesen zu sein. Also?
Man muss ja leider sagen:
Alles ist, wie es ist,
aber nicht so, wie es sein soll.
Da gibt es noch viel zu tun.
Bis am Ende alles
dann gut gewesen sein wird.
Passiönchen
Es wäre wohl übertrieben,
wenn ich sagte, dass mein Gedicht
mich auspeitscht und kreuzigt.
Aber es stellt mich zur Schau
in meinen peinlichsten Momenten.
Das ist auch nicht immer schön.
Lyrisches Subjekt
Er
hatte durchaus versucht,
„er“
zu schreiben statt „ich“.
Aber
das hörte sich falsch
für
ihn an. Also habe ich
das
wieder sein lassen.
Nachgelassenes Gedicht
Meine Meinung interessiert
hier keinen. Darum schreibe ich
sie auf, damit ich wenigstens
später irgendwann vielleicht doch
damit Recht gehabt haben kann,
wenn es mir nichts mehr nützen wird.
Dienstag, 27. Mai 2025
Monstrostitätchen
Das Ungeheuer fiel
zufällig in die Falle,
worin ungeheuer viel
schon vorbereitet war.
Zwischenaufenthalt
Und nehme mir vor,
beinahe täglich,
beinahe täglich,
jedenfalls sehr oft,
mein Leben zu ändern.
Was daraus wohl
geworden sein mag?
mein Leben zu ändern.
Was daraus wohl
geworden sein mag?
Montag, 26. Mai 2025
Programmatischer Unterschied
Manche, so lese ich,
wollen im Gedicht
die Wirklichkeit zur Sprache bringen.
Andern, mir zum Beispiel,
genügt es, wenn sie
die Sprache zur Wirklichket bringen.
Freitag, 23. Mai 2025
Theologoumenon
Der liebe Gott hockt in seinem Versteck
und schaut zu und greift ein oder auch nicht,
wie’s ihm beliebt. Den Leuten passt das nicht.
Sie wollen, dass er gefälligst antanzt
und ihnen all ihre Wünsche erfüllt.
Aber Pusteblume. Kannste knicken.
Gott macht, was er will, und wirklich nur das.
und schaut zu und greift ein oder auch nicht,
wie’s ihm beliebt. Den Leuten passt das nicht.
Sie wollen, dass er gefälligst antanzt
und ihnen all ihre Wünsche erfüllt.
Aber Pusteblume. Kannste knicken.
Gott macht, was er will, und wirklich nur das.
Donnerstag, 22. Mai 2025
Trauergäste
Sie huschen von Grab zu Grab
mit bedenklichen Mienen,
ein freudloses Völkchen,
geziemend verdunkelt.
Immer wieder wird der eine
oder andere beerdigt
und betrauert, mal mehr,
mal weniger, und irgendwann
wohl auch vergessen.
Heute ist man selbst noch nicht dran,
aber man darf nicht so grinsen,
wie es einem zumute wäre.
Montag, 19. Mai 2025
Habenichts
Ich mache mir keine Sorgen.
Die machen mir andere.
Und das zur Genüge.
Ich hingegen möchte gern
einfach nur in Ruhe gelassen werden,
um schließlich so zu verenden,
wie es mir zukommt.
Das ist auch keine Lösung,
das gebe ich zu, aber doch
fast so etwas wie Freiheit.
Freitag, 16. Mai 2025
Donnerstag, 15. Mai 2025
Zergliederung
Ein Wort wie Krug
passt immer noch zum Brunnen
und ginge doch zu Bruch
an harter Kante,
wenn du nur willst.
Wörter zu Pflugscharen (1)
Mach dich vom Acker, Freundchen.
Schachtelhalme schächten schichtweise
grausig grummelnde Grottenolme.
Wie bunt muss es noch werden,
damit dir die Farben ausgehn?
Hinter den Wäldern lauert der Sinn.
Das Zaumzeug verzögert den Zugzwang.
Jetzt ist die Stunde, in der wir
Prügel beziehen, ohne Versand-
kostenanteil. Das wäre ja gelacht.
Und dauert schon zu lange.
Auch die vierzehn Nothelfer
kriegen den dicken Eierkopf
nicht zurück auf die Mauer.
Also lernen wir um. Ab jetzt
können wir Kontrabass spielen.
Du weißt schon. Im Schwarzlicht.
Gerade das erledigt sich von selbst.
Ich sage nicht Fisch und nicht Fleisch.
Du sagst Hirnhautentzündung.
Am Ende sticht der Hafer
niemals das richtige Kind.
Schachtelhalme schächten schichtweise
grausig grummelnde Grottenolme.
Wie bunt muss es noch werden,
damit dir die Farben ausgehn?
Hinter den Wäldern lauert der Sinn.
Das Zaumzeug verzögert den Zugzwang.
Jetzt ist die Stunde, in der wir
Prügel beziehen, ohne Versand-
kostenanteil. Das wäre ja gelacht.
Und dauert schon zu lange.
Auch die vierzehn Nothelfer
kriegen den dicken Eierkopf
nicht zurück auf die Mauer.
Also lernen wir um. Ab jetzt
können wir Kontrabass spielen.
Du weißt schon. Im Schwarzlicht.
Gerade das erledigt sich von selbst.
Ich sage nicht Fisch und nicht Fleisch.
Du sagst Hirnhautentzündung.
Am Ende sticht der Hafer
niemals das richtige Kind.
Autorensorgen
Ist, was ich schreibe, zu dünn?
Muss ich es aufplustern? Muss ich
die Schminke dicker auftragen?
Ist es überhaupt richtig
angezogen für diesen Anlass
oder irgendeinen anderen?
Was stimmt vielleicht noch nicht mit mir
wenn Kostüm und Maske stimmen?
Bin ich etwa zu verständlich?
Oder muss ich mich unklarer
ausdrücken? Muss ich merkbarer
andern nach dem Munde reden?
Damit sie ein bisschen so tun,
als sei auch ich beinahe wichtig,
weil ich fast schon wie sie bin.
Je weniger ich zu sagen habe,
desto mehr Erfolg werde ich haben,
wenn ich angemessen viel rede
und bedeutungsvoll schweige.
Bin ich überhaupt exklusiv genug?
Populär genug? Muss ich mich
besser verkaufen, verstecken,
rar machen, der Schnittlauch
auf allen Suppen sein? Und dann,
als ob diese ganze Scheiße
noch nicht mühsam genug wäre,
muss ich mich auch noch fragen:
Was zum Teufel soll ich schreiben?
Muss ich es aufplustern? Muss ich
die Schminke dicker auftragen?
Ist es überhaupt richtig
angezogen für diesen Anlass
oder irgendeinen anderen?
Was stimmt vielleicht noch nicht mit mir
wenn Kostüm und Maske stimmen?
Bin ich etwa zu verständlich?
Oder muss ich mich unklarer
ausdrücken? Muss ich merkbarer
andern nach dem Munde reden?
Damit sie ein bisschen so tun,
als sei auch ich beinahe wichtig,
weil ich fast schon wie sie bin.
Je weniger ich zu sagen habe,
desto mehr Erfolg werde ich haben,
wenn ich angemessen viel rede
und bedeutungsvoll schweige.
Bin ich überhaupt exklusiv genug?
Populär genug? Muss ich mich
besser verkaufen, verstecken,
rar machen, der Schnittlauch
auf allen Suppen sein? Und dann,
als ob diese ganze Scheiße
noch nicht mühsam genug wäre,
muss ich mich auch noch fragen:
Was zum Teufel soll ich schreiben?
Montag, 12. Mai 2025
Mutwillige Anstalten
Wer im Glashaus schwitzt,
braucht sich des Abends
nicht wirklich zu wundern,
wo der Hammer hängt
oder wo Gott wohnt.
Wirf mit Beilagen um dich,
als gäbe es keine
Zuverdienstgrenze.
Salat ist Salat ist Salat.
Das Gemüse tickt,
zick, zack, zick, zack,
aber vom Obst, ganz ehrlich,
ist nichts zu befürchten.
Es ist jetzt auch nicht die Zeit,
um kleinlich auf Brot zu bestehen,
auf Fische und Muscheln und Perlen.
Es gibt nichts wichtigeres
als den Vollmond. Oder
den Halbmond. Den Neumond.
Das ganze grässliche Getue
am nächtlichen Himmel.
Das Haus brennt Löcher
in die freundliche Leere.
Die Nacktschnecken lachen
sich scheckig. Aber das
bringt ihr Gewerbe so mit sich.
Samstag, 10. Mai 2025
Armer Poet
Lasst mich doch bitte
nicht immer so allein
mit den Wörtern. Sie
drängen sich mir dann auf
und werden hinterrücks
zu so etwas wie, nun ja,
Gedichten. Und ihr,
ihr müsst sie dann lesen.
Das kann doch keiner wollen.
Auftritt des Nörglers
Verzeihen Sie bitte nicht,
wenn ich störe. Denn es ist
meine volle Absicht. Nein,
beruhigen Sie sich nicht.
Ganz im Gegenteil, mein Herr,
werte Dame, über mich
sollten Sie sich aufregen.
Ihre Empörung wäre
durchaus mehr als berechtigt.
Von mir haben Sie nämlich
nichts zu erwarten als nur
lauter Unannehmlichkeit.
Ich bin eine Zumutung.
Ich sage, was ich denke,
und das wir Ihnen bestimmt
nicht gefallen. Denn dazu
sind Sie, bedenken Sie das,
doch viel zu kritikwürdig.
Invasiv
Das Denken ist landfremd.
Wo es vorkommt, wird es
geschätzt und vermessen
und in Listen erfasst.
Dann wird rasch festgelegt,
wie man es kleinkriegt.
Wie man es so einpfercht,
dass nur noch die Herde,
wie man es so einhegt,
dass nur noch das Glashaus
Frucht bringen kann. Alles
sei Zucht und Ordnung und
kontrollierter Anbau.
Spiegel
So ein Spiegel lügt immer.
Er zeigt nicht, was ist, sondern
nur ein Bild, ein verdrehtes.
Mag sein, man erkennt darin
dies oder das. Wem’s
genügt!
Ich jedenfalls erkenne
mich in ihm überhaupt nicht.
Mein Bild ist ein anderes.
Fenster
So ein Fenster ist nämlich
eine Vergewisserung,
dass es draußen noch Welt gibt.
Dass das Drinnen ein Drinnen
in einem Draußen ist. Dass man,
wie auch immer davon getrennt,
unter Umständen vielleicht
sogar wieder hinaus kann.
Ästhetische Formel
Scheiß die Wand an, ist das schön!
So schrecklich schön, dass man
daran krepieren könnte.
Da gibt es keinen Abgrund,
in den sich zu stürzen,
und keinen Ozean,
in dem zu ersaufen.
keine Lösung wäre.
Ach, das ist Kunst.
So schrecklich schön, dass man
daran krepieren könnte.
Da gibt es keinen Abgrund,
in den sich zu stürzen,
und keinen Ozean,
in dem zu ersaufen.
keine Lösung wäre.
Ach, das ist Kunst.
Sonntag, 4. Mai 2025
Verkehrsfunk
Immer neue Baustellen
pflastern den Lebensweg.
An Mängeln ist kein Mangel.
Bis zum Schluss endlich alles
zum Erliegen gekommen sein wird.
Dann himmelwärts abbiegen.
Letztwillig
Restlos zerfetzt sein
will ich am Ende.
Kein mildes Sterben
darf meine ewiges
Leben behindern.
Solidarität
Komm, Bruder,
so sollst du nicht leben
wie ein Hund,
wie ein Schwein,
wie ein Affe,
wie eine Bazille.
Das sollst du nicht müssen.
Komm, Bruder,
lass uns leben wie Brüder.
Gegenwart
Du bist das Licht,
das den Leib erwärmt.
Man spürt auf der Haut
und im Herzen auch,
dass du da bist.
Freitag, 2. Mai 2025
An einem ersten Mai
Von mir aus kann es das gewesen sein.
Mehr Sommer brauche ich nicht.
Dieser eine Nachmittag hat genügt,
mich an alles Frühere zu erinnen,
an die Gerüche, an Hitze und Schatten
und an das Gelächter von Fremden,
die in irgendwelchen Gärten
ihren Spaß haben ohne mich.
Donnerstag, 1. Mai 2025
Kehraus
Er holte die Tassen aus dem Schrank,
die wenigen, die noch da waren,
und verfütterte sie an seinen Spieltrieb,
jenes rüstige Ungeheuer,
das schon in seinem Herzen gewohnt hatte,
als er noch jung gewesen war und gerne
etwas zu sagen gehabt hätte.
Die übrig gebliebenen Scherben
kehrte er auf und versteckte sie
in einer nachlassenden Poetik.
Ein häufiger Fehler.
Ob man überhaupt von Versen sprechen kann,
muss jeder selber wissen.
Der Schrank war jedenfalls leer,
und er stand bewundernd davor.
Als hätte er nie etwas anderes
tun oder lassen wollen.
Was für ein komischer Kerl!
Zirkus IV
Brot und Spiele möchten viele.
Spiele und Brot tarnen die Not.
Den Löwen zum Fraß,
der Masse zum Spaß.
Macht uns lustig über euch.
Und wenn ihr dabei krepiert.
Wer nicht singt, der stinkt.
Wer nicht tanzt, reimt sich nicht.
Zirkus III
Lieber Sand im Getriebe
als am Ring in der Nase
durch die Manege geführt.
Sein. Werden. Dürfen. Müssen.
Zirkus I
Das fängt ja gut an.
Das geht hoffentlich
nicht so weiter. Und
wenn doch, dann lasst mich
raus aus der Nummer.
Kuhwalzer
Apfel, Zipfel, Zunftverdruss,
Flattern ist ein Hochgenuss,
wenn die Blüten sich verzweigen
und die Kimmen voller Geigen,
wie die Messer, aber besser,
buttergleich zum Korn sich neigen.
Pflaumenpflöcke müssen erben.
wenn die Scherben nicht verderben
sollen, Wollen sich verfärben
müssen, Erbsen Krebse küssen
und die Schnecken sich vertschüssen.
Bis die Ruhe wieder nagt
an den Gipfeln, unverzagt,
und mit ungewaschnen Händen
Knechte wieder Mägde schänden.
Sensen schleifen sacht am Boden
und die Sünder fragen: Wo denn?
Ratsch, da bricht die Brücke ab
und die Tugend sinkt ins Grab.
Ratsch, da bricht die Brücke durch
und die Kröte grüßt den Lurch.
Mittwoch, 30. April 2025
Kinderkram
Ich sehne mich nach dir.
Ich weiß nicht, wer du bist.
Ich weiß nicht, wo du bist.
Ich weiß nicht, wie du aussiehst,
wie du riechst, wie du klingst.
Ich weiß nicht, was du denkst,
was du willst, was du tust.
Ich kenne deinen Namen nicht.
Ich weiß nicht, wo du wohnst.
Ich weiß nicht einmal.
ob es dich überhaupt gibt.
Aber ich sehne mich nach dir,
Ich weiß, ich könnte mich
auf der Stelle in dich verlieben,
wenn wir einander begegneten,
und würde sofort den Rest meines Lebens
mit dir verbringen wollen.
Du wärst nämlich der,
auf den ich immer gewartet hätte.
Ich weiß nicht, wie du das siehst,
Ich weiß nicht, ob du es wolltest.
Ich weiß schon gar nicht,
ob wir miteinander glücklich würden.
Das wird man dann schon sehen.
Entscheide du das. Mir ist es recht.
Ich will nur wollen, was du willst.
Ich weiß, man sagt das nicht,
aber ich brauche dich,
ich kann nicht leben ohne dich,
konnte es nie
und werde es niemals können.
Ich will darum daran glauben,
dass es dich gibt,
selbst wenn wir einander
niemals begegnen sollten.
Ich weiß nicht, wer du bist.
Ich weiß nicht, wo du bist.
Ich weiß nicht, wie du aussiehst,
wie du riechst, wie du klingst.
Ich weiß nicht, was du denkst,
was du willst, was du tust.
Ich kenne deinen Namen nicht.
Ich weiß nicht, wo du wohnst.
Ich weiß nicht einmal.
ob es dich überhaupt gibt.
Aber ich sehne mich nach dir,
Ich weiß, ich könnte mich
auf der Stelle in dich verlieben,
wenn wir einander begegneten,
und würde sofort den Rest meines Lebens
mit dir verbringen wollen.
Du wärst nämlich der,
auf den ich immer gewartet hätte.
Ich weiß nicht, wie du das siehst,
Ich weiß nicht, ob du es wolltest.
Ich weiß schon gar nicht,
ob wir miteinander glücklich würden.
Das wird man dann schon sehen.
Entscheide du das. Mir ist es recht.
Ich will nur wollen, was du willst.
Ich weiß, man sagt das nicht,
aber ich brauche dich,
ich kann nicht leben ohne dich,
konnte es nie
und werde es niemals können.
Ich will darum daran glauben,
dass es dich gibt,
selbst wenn wir einander
niemals begegnen sollten.
Über Dichtkunst
Jedes Gedicht, finde ich,
ist einigermaßen lächerlich.
Da wird immer zu viel gesagt,
mehr, als irgendwer verantworten kann.
Und außerdem viel zu wenig.
Die Wirklichkeit bleibt ungerührt.
Als ob Gedichte keinen Unterschied
machten. Weil Wörter nie genügen,
auch wenn sie so schön Stoff und Gestalt
zusammenschmieden, dass es
eine Lust ist, dergleichen zu lesen.
Aber wer redet denn so? Niemand.
Also mach dir einfach mal klar,
dass nicht zu tun, was alle tun,
eine Bedingung von Kunst ist.
Sprache ist Wirklichkeit,
sie zu gestalten in bündiger Form,
ist Widerstand gegen Bestehendes
und, wenn es gut geht,
ein Akt der Revolution.
ist einigermaßen lächerlich.
Da wird immer zu viel gesagt,
mehr, als irgendwer verantworten kann.
Und außerdem viel zu wenig.
Die Wirklichkeit bleibt ungerührt.
Als ob Gedichte keinen Unterschied
machten. Weil Wörter nie genügen,
auch wenn sie so schön Stoff und Gestalt
zusammenschmieden, dass es
eine Lust ist, dergleichen zu lesen.
Aber wer redet denn so? Niemand.
Also mach dir einfach mal klar,
dass nicht zu tun, was alle tun,
eine Bedingung von Kunst ist.
Sprache ist Wirklichkeit,
sie zu gestalten in bündiger Form,
ist Widerstand gegen Bestehendes
und, wenn es gut geht,
ein Akt der Revolution.
Montag, 28. April 2025
Beiläufiger Wahn VIII
Das hätte ich auch brauchen können.
Duino und dergleichen. Aber
bei mir hat es nur bis zum Vogeldreck
auf dem Balkon gereicht. Immerhin.
Andere haben gar nichts zu singen.
Die dürfen nur grunzen und so.
Und kein Sturm übertönt’s.
Beiläufiger Wahn VII
Das hat nichts zu bedeuten.
Das ist nur der Weltuntergang.
Darum kümmern wir uns später.
Wenn wir dann noch Lust dazu haben,
nach dem bösen Erwachen.
Beiläufiger Wahn VI
Verhackstückte Engel
sind ein prima Dünger
für die erstaunten Gesichter
der letztwillig Bespaßten.
Auch das Höllenfeuer
will schließlich erlebt werden.
Das lässt sich machen.
Da gibt es nichts zu meckern.
Da kommt was bei rum.
Das wäre doch gelacht
in irgendein Fäustchen.
Beiläufiger Wahn V
Das Unerträgliche flutscht
nur so dahin. Kein Einwand
bremst. Hinterm Unsäglichen
werkeln die Zwerge munter
an der allgemeinen Verdammnis.
Beiläufiger Wahn IV
Anders ginge es gar nicht.
Anders ließe sich nicht sagen,
man habe es immerhin
nicht durchgehen lassen.
Anders wäre es nicht
meine eigene Schuld.
Beiläufiger Wahn III
Anschreiend gegen die Massen
verdunstet mein Wort mir
in der Hitze des Gefechts
noch vor dem Aufprall.
verdunstet mein Wort mir
in der Hitze des Gefechts
noch vor dem Aufprall.
Sag nicht, das lohnt sich.
Beiläufiger Wahn II
Da ist nicht zu wollen.
Wie käme ich dazu,
ausgerechnet ich Wurm,
die Welt zu retten
anders als schweigend?
Beiläufiger Wahn I
Da ist nichts zu machen.
Die Leute himmeln den Scheißdreck an
und missachten ganz nebenher
alles Gute. So freilich
zerstörn sie die Welt.
Freitag, 25. April 2025
Vestibül
Wenn dort draußen in dem, was du Welt nennst,
die Sonne scheint und die Leute suchen
nach Butter und nach grobkörnigem Sand,
dann ist mir stets, als flögen beizeiten
Schrebergärten ums offene Feuer.
Ein jeder Hering ist schrecklich einsam.
Komm ins Zelt, wo der heilige Bär wohnt.
Mit Kuchen und Wein fliehen die Spiele
bis an die scheuen Ränder der Herde.
Mauer um Mauer zerstäubt, wie du weißt.
Schlingpflanzen drehen uns lange Nasen.
Nicht nur die Fahnen kitzeln die Winde.
Am Ende will es mal wieder keiner
gewesen sein. Auch du nicht. Während ich
das Gummi-Kreuz auf mich nehme zum Tanz.
die Sonne scheint und die Leute suchen
nach Butter und nach grobkörnigem Sand,
dann ist mir stets, als flögen beizeiten
Schrebergärten ums offene Feuer.
Ein jeder Hering ist schrecklich einsam.
Komm ins Zelt, wo der heilige Bär wohnt.
Mit Kuchen und Wein fliehen die Spiele
bis an die scheuen Ränder der Herde.
Mauer um Mauer zerstäubt, wie du weißt.
Schlingpflanzen drehen uns lange Nasen.
Nicht nur die Fahnen kitzeln die Winde.
Am Ende will es mal wieder keiner
gewesen sein. Auch du nicht. Während ich
das Gummi-Kreuz auf mich nehme zum Tanz.
Eine Seekuh namens Carmen
Du bist das Löschpapier.
das Badesalz, eine Erinnerung
an schwierige Vorschläge.
Ein Duft weht herüber,
als hätten Engel gekotzt.
Palmenhaine strotzen von Licht.
Bleiben wir auf dem Teppich,
was soll aus uns werden,
wenn ich einmal nicht mehr bin.
Auch ich bin das Badesalz,
doch die Fichtennadel erreicht
nicht mehr das rettende Ufer.
Das Meer ist zu groß für uns beide.
Die Wüste schlingert und sinkt.
Da ist nichts mehr zu machen.
Komm bitte wieder nach Hause
oder wo du sonst hinwillst.
das Badesalz, eine Erinnerung
an schwierige Vorschläge.
Ein Duft weht herüber,
als hätten Engel gekotzt.
Palmenhaine strotzen von Licht.
Bleiben wir auf dem Teppich,
was soll aus uns werden,
wenn ich einmal nicht mehr bin.
Auch ich bin das Badesalz,
doch die Fichtennadel erreicht
nicht mehr das rettende Ufer.
Das Meer ist zu groß für uns beide.
Die Wüste schlingert und sinkt.
Da ist nichts mehr zu machen.
Komm bitte wieder nach Hause
oder wo du sonst hinwillst.
À bientôt
Auf mich haben sie nicht gewartet,
leben ihre Leben ohne mich.
Durchaus zu Recht. Sie kennen mich nicht
und werden mich nie kennenlernen.
Was
soll’s. Bald schon kenne womöglich
auch ich mich nicht mehr. Das wird schön.
Donnerstag, 24. April 2025
Einem Enttäuschten
Hast du wirklich erwartet,
jemand werde dir sagen.
was der Sinn sei von allem?
Wer hätte dir je gesagt,
dass du das erwarten sollst?
Und ich bin sicher, mein Freund,
wenn dir jemand je sagte,
was der Sinn sei von allem,
wolltest du es nicht hören
und gingst darüber hinweg,
um weiterhin ungestört
darüber unzufrieden
sein zu können, dass niemand
dir je wirklich gesagt hat,
was der Sinn sei von allem.
Doch nur du selbst, wer denn sonst,
hättest dir sagen können,
dass ein sinnvolles Leben
eines für andere ist,
dass du dich überschreiten
und dich offenhalten musst
für den Sinn, der sich dir schenkt.
Ändere dein Leben, doch
nicht zum Spaß, sondern ernsthaft
und endlich mit Leidenschaft.
Mehr, mein Freund, weiß auch ich nicht.
Mittwoch, 23. April 2025
Fragment über Natur
Alle Landschaft ist Dschungel,
Todeszone vielleicht,
jedenfalls leere Kilometer.
Ob Gestrüpp oder Steppe,
Wald oder Strand oder Park,
alles ist Einöde. Geistlos,
bevölkert vom Wahn,
vom Herumirren Sinnloser,
ein Schauplatz des Schreckens,
der gar nicht mehr bemerkt wird,
ein geiles Begatten und wirres
Wuchern, enthemmtes Blühn,
ein Strotzen von Fruchtbarkeit,
ein Prahlen mit Früchten.
Und immer wieder der Tod.
Fressen und Gefressenwerden.
Alles krepiert. Wird verdaut
und ausgekackt oder zerfällt
unbetrauert zu Staub.
Eine kleine Mondnacht
Der Mond schlägt voll zu Buche.
Die Sternlein, auf der Suche
nach ihrem Platz, stehn rum
und wirken ziemlich dumm.
Die Nacht, die blöde Kuh,
schaut dabei einfach zu.
Der Mond pisst Silberschein
jetzt in den Garten rein.
Die Blümlein seufzen: Ah!
Der Rasen liegt bloß da.
Der Wald hat nichts zu sagen.
Mir schlägt das auf den Magen.
Ich zieh den Vorhang zu
und lege mich zur Ruh.
Dienstag, 22. April 2025
Lenz
Der Frühling übertreibt es
mal wieder. Wie jedes Jahr.
Aber keiner beschwert sich
außer mir. Ach wär doch nur
schon sehr bald wieder Herbst.
Aufklärung
Ich spreche niemandem aus der Seele,
ich rede den Geist derer an,
die verständig genug sein sollten,
hinter die Bilder zu schaun
und die Maschinerien zu entdecken,
die Körper und Seelen am Laufen halten.
Samstag, 19. April 2025
Ars vivendi
Er tänzelte über dem Abgrund
und hatte dabei sein Seil vergessen.
Das freilich bemerkte er erst,
als er schließlich zu Tode stürzte.
Aber ein großer Künstler war er doch.
Zurückweisung
Was wollt ihr von mir?
Von euch will ich nur,
dass ihr euch ändert.
Hört doch bitte endlich auf,
Unterworfene zu sein
und auch mich immer wieder
unterwerfen zu wollen
unter euren Wahn, eure Ängste,
eure unerbittliche
Normalität.
Freitag, 18. April 2025
Mittwoch, 16. April 2025
Resignation und Aufbegehren
Auch das wird scheitern. Wie schon so vieles
in meinem Leben gescheitert ist.
Damit habe ich mich abgefunden.
Oder ich tue jedenfalls so.
Aber vielleicht bin ja nicht ich es,
der versagt hat, sondern es haben
vielmehr meine Zeitgenossen versagt,
indem sie aus mir nicht den machten,
der ich sein hätte sollen. Das könnte
doch sein, oder? Aber das ist jetzt
auch schon egal. Gescheitert muss werden,
ob aus eigener Kraft oder doch
durch das Versagen der andern. Ans Werk!
Kleine Apokalypse
Das wäre ja noch schöner,
wenn alles gut werden würde.
Aber so wird es kommen.
Nur dass bis dahin alles
leider immer schlimmer
werden wird. Noch schlimmer.
Dienstag, 15. April 2025
Lehrgedicht (Vom Ereignis)
Da geschieht etwas,
nenne es Welt, wenn du willst,
oder Natur, wenn es sein muss,
den Kosmus, das Sein und
die Wirklichkeit oder dergleichen,
aber niemals werde ich zugeben,
dass das Ganze das Einzelne macht,
vielmehr ergeben die vielen,
die vielen verschiedenen
Seienden, die sich ereignen,
die vielen verschiedenen
Verhältnisse, die Zusammenhänge,
in denen sie stattfinden.
Was geschieht, sind die vielen
verschiedenen Einzelheiten,
und das Eine Große Ganze
ist nur ein Teil davon,
eine Deutung, eine Benennung,
die so oder so zu sein pflegt,
aber man könnte, das steht fest,
auch ganz anders darüber reden.
Dementi
Ich muss doch sehr bitten
um euer Misstraun.
Keinesfalls dürft ihr mir
auch nur ein Wort glauben.
Dass ich Recht hätte,
kann gar nicht sein, sonst
wärt ihr ja im Unrecht
und müsstet womöglich
eure Leben ändern.
Das darf nicht wahr sein.
Und darum: Vergesst es.
Ich will nichts gesagt haben.
Und was ich gesagt habe,
ist ohne Bedeutung.
So ist es, so war es
und dabei bleibt es.
Ausreden lassen
An sich selbst zu leiden
ist ein Luxus für Schwache,
die sich großtun damit,
Opfer des Zufalls zu sein,
den sie notwendig haben,
um nicht selbst schuld zu sein
am verpfuschten Leben,
das sie anderen antun.
Samstag, 12. April 2025
Dies irae, dies illa
Das jüngste Gericht ist das älteste.
Sein Urteil steht seit jeher schon fest.
Gutes den Guten, Schlechtes den Schlechten.
Wir müssen uns nur noch entscheiden,
was am Ende auf uns zutreffen soll.
Freitag, 11. April 2025
Schnuppe
Früher fielen die Sterne
vom Himmel. Heutzutage
ist ja aber bekanntlich
alles besser als früher.
Ein Dichter
Wovon er spricht, weiß man nicht.
Er redet über so vieles,
vielleicht hat er gar nichts zu sagen.
Aber seine Sätze verwickeln sich,
als müsse große Bedeutung
von ihnen gebändigt werden.
Wenn man nicht aufpasst,
fliegen einem die Wörter
um die Ohren. Oder sie
stellen sich brav in die Reihe,
bis dann der Reim dran ist.
Darin ist er sehr gut. Auch Hebung
und Senkung beherrscht er.
Und im Zeilensprung
macht ihm keiner was vor.
Seine Verse werden bleiben.
Sie sind schon geblieben,
weil sie zu keiner Zeit
an irgendeiner Wirklichkeit
sich messen lassen mussten.
Kein Weiterso
Du bist viel zu weit weg,
weil ich so weit weg bin
von dir. Das geht so nicht.
Komm mir bitte zu nah.
Ich werde dich dann schon
irgendwie unterbringen
können in meinem Leben,
das ohne dich ohnehin
so lächerlich leer ist.
Donnerstag, 10. April 2025
Salus
Alles ist wunderbar.
Nichts ist wunderbar.
Dazwischen hängt der Mensch fest
und baumelt. Wer vermag
ihn vor sich selbst zu retten?
Mittwoch, 9. April 2025
Auf Tour
Wohin sie auch reisen,
sie treffen dort immer nur sich
und das Ihre. Unverständliches
ist nur ein Stau, eine Verspätung
ein lästiger Umweg
hin zum Verzehrbaren.
Sie reisen viel. Sie kommen zurück,
wie sie vorher schon waren,
nur ärmer. Nichts bringt sie ab
von zuhause, von der Gewohnheit,
sich abzulenken vom Hiersein,
von der Unerträglichkeit
der Verhältnisse, die sie sich
im Anderswo gerne bestätigen.
Muffel
Am Morgen ist es viel zu früh
am Morgen, um schon einen Tag
irgendwie zu beginnen.
Da könnte ja jeder kommen
und etwas von einem wollen,
lauter furchtbar berechtigten Kram.
Aber das alles kann warten.
Später ist noch früh genug.
Jedenfalls ist es später.
Mittwoch, 2. April 2025
Wie es mir geht?
Ach, danke. Ich schreibe.
Ich sammle Geschriebenes.
Daraus sollen Bücher werden.
Ob die je jemand lesen wird
und wer das sein soll,
muss mich nicht kümmern.
Es ist also alles beim Alten.
Insofern geht es mir gut.
Aber ja doch
Da bin ich ganz bei dir.
Du hast vollkommen Recht.
Besser kann man’s nicht sagen.
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Du hast vollkommen Recht.
Besser kann man’s nicht sagen.
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Allenfalls möchte ich anmerken,
dass nichts davon stimmt,
dass alles ganz anders ist,
und du Blödsinn redest.
dass nichts davon stimmt,
dass alles ganz anders ist,
und du Blödsinn redest.
Empörung und Beruhigung
Das darf ja wohl nicht wahr sein.
Das könnt ihr mit mir nicht machen.
Das lasse ich mir nicht gefallen.
Anderseits habt ihr ja Recht:
Anderseits habt ihr ja Recht:
Es liegt alles an mir.
Der Fehler bin ich.
Macht nur so weiter.
Dann ist das eben so.
Scheiß drauf.
Civitas Dei (Vorgriff auf einen Roman)
Ich bin fremd in deiner Stadt.
Ich irre umher und weiß nicht,
wohin ich überhaupt will.
Ich verstehe die Leute nicht,
denen ich begegne,
und kann nicht nach dem Weg fragen.
Die Aufschriften kann ich nicht lesen.
Mir scheint, ich will zurück
in das Hotel, in dem ich ein Zimmer habe.
War ich denn überhaupt schon dort?
Ich kann mich nicht erinnern.
Ich irre weiter umher.
Mich beeindruckt die Schönheit der Stadt.
Zurecht ist sie weltberühmt.
So viele Straßen, so viele Häuser.
Längst ist es Abend geworden.
Alle anderen sind schon zu Hause
oder treffen einander jetzt
in den hellerleuchteten Cafés,
den heimelig duftenden Restaurants.
Ich gehöre zu niemandem dazu.
Habe ich überhaupt Geld dabei?
Mir scheint, ich bin im Pyjama
und barfuß. Ein lächerlicher Anblick.
Warum bin ich so unterwegs?
Wo ist mein Hotel? Finde ich jemals hin?
Ich sehe immer schlechter,
was nicht nur an der Dunkelheit liegt.
Ich habe wohl meine Brille verloren
oder gar nicht dabei gehabt.
Es ist alles zum Verzweifeln.
Ich irre durch diese Stadt.
Wie komme ich eigentlich hierher?
Bin ich jemand? Was ist mit dir?
Ich irre umher und weiß nicht,
wohin ich überhaupt will.
Ich verstehe die Leute nicht,
denen ich begegne,
und kann nicht nach dem Weg fragen.
Die Aufschriften kann ich nicht lesen.
Mir scheint, ich will zurück
in das Hotel, in dem ich ein Zimmer habe.
War ich denn überhaupt schon dort?
Ich kann mich nicht erinnern.
Ich irre weiter umher.
Mich beeindruckt die Schönheit der Stadt.
Zurecht ist sie weltberühmt.
So viele Straßen, so viele Häuser.
Längst ist es Abend geworden.
Alle anderen sind schon zu Hause
oder treffen einander jetzt
in den hellerleuchteten Cafés,
den heimelig duftenden Restaurants.
Ich gehöre zu niemandem dazu.
Habe ich überhaupt Geld dabei?
Mir scheint, ich bin im Pyjama
und barfuß. Ein lächerlicher Anblick.
Warum bin ich so unterwegs?
Wo ist mein Hotel? Finde ich jemals hin?
Ich sehe immer schlechter,
was nicht nur an der Dunkelheit liegt.
Ich habe wohl meine Brille verloren
oder gar nicht dabei gehabt.
Es ist alles zum Verzweifeln.
Ich irre durch diese Stadt.
Wie komme ich eigentlich hierher?
Bin ich jemand? Was ist mit dir?
Mittwoch, 26. März 2025
Von wegen
Ein schöner Trost, dass alles
zu Grunde gehen wird,
dass große Bedrängnis kommt
und irrsinniges Leid.
Ausgeburten der Hölle
werden regieren und
die Gerechten verfolgen,
so wie auch jetzt ja schon.
Nach dem Ende dann gibt es
für immer und ewig
Heulen und Zähneknirschen
für die Bösewichter,
ein neues Jerusalem
aber für die Guten.
Dazu kann ich nur sagen:
Wahrlich, was für ein Trost.
Dienstag, 25. März 2025
Samstag, 22. März 2025
Grundsatz
Dass ich schreibe, ist nicht nötig.
Dass ich gelesen würde
(und verstanden, versteht sich),
wäre es hingen schon.
Denn das könnte die Welt retten.
Aber es scheint, keiner will das.
Dass ich gelesen würde
(und verstanden, versteht sich),
wäre es hingen schon.
Denn das könnte die Welt retten.
Aber es scheint, keiner will das.
Freitag, 21. März 2025
Ansatz
So vieles weiß ich nicht.
So vieles will ich nicht wissen.
So vieles werde ich nie
gewusst habe können.
Und inmitten von all dem Vielen
versuche ich, aus dem Wenigen,
das ich zu wissen glaube,
wenigstens ein bisschen was
für mich und andere zu machen.
Dann eben nicht
Mein Plan ist nicht aufgegangen.
Eigentlich sollte ich um diese Zeit,
längst die Weltherrschaft angetreten haben,
weil die Leute einsehen mussten,
dass nur mein strenges, aber gerechtes
Regime die Lösung all ihrer Probleme
zu bieten vermag. Das ist nicht passiert.
Nun, ihr Versager, dann eben nicht.
Mittwoch, 19. März 2025
Experimentum mundi
Ach, könnten sie sagen,
die an Hunger Verreckten,
die in Kriegen Zerfetzten,
die tüchtig Ausgequetschten
und fürs Leben Gezeichneten,
ach, könnten sie sagen,
dieser Versuch ist ja wohl
gründlich danebengegangen.
Sonntag, 16. März 2025
Ungeklärte Frage
Wenn man doch nur alles,
was einem lästig ist,
im Klo runterspülen könnte!
All die Sorgen und Nöte,
die Ärgernisse und Ängste,
die Erwartungen der andern,
die Zumutungen aller Art,
den täglichen Kleinkram
und das irre Weltgeschehen.
Aber wo ginge das hin,
durch welche Kanäle
zu welcher Entsorgung
und in welche Gewässer?
Und käme das alles dann
nicht doch irgendwann
zu einem zurück,
sauber wie neu,
aber lästig wie immer?
Ein ewiger Kreislauf von Scheiße,
Aufbereitung und Scheiße?
Samstag, 15. März 2025
Was das betrifft
Das könnte euch so passen.
Aber nicht mit mir. Für mich
kommt das niemals in Frage.
(Tut bloß nicht so, ihr Heuchler,
ihr wisst schon, worum es geht.)
Dann eben so
Ich hätte gern eine Ausrede,
aber die sind mir alle ausgegangen.
Ich werde also mein Leben ändern
und die Welt retten müssen.
Ach, das passt mir jetzt gar nicht.
Sparmaßnahme
Das wird genügen müssen.
Mehr gibt es eben nicht.
Damit muss ich jetzt auskommen.
Irgendwie wird es schon gehen.
Und werden die Zeiten einmal besser,
schreibe ich wieder Gedichte
mit Tiefgang. Versprochen.
Dienstag, 11. März 2025
Kick
Wirf ihnen dein Begehren
vor die Füße, damit sie
darauf herumtrampeln können.
Und dann, du weißt, was zu tun ist,
trample selber darauf herum,
indem du darüber schreibst.
Montag, 10. März 2025
Nachrichten
Ein Blatt ist vom Baum gefallen.
Darüber wird ausführlich berichtet.
Mit keinem Wort wird erwähnt,
dass der Wald brennt.
Gerümpel
Wohin du deine Sehnsucht auch trägst,
du wirst keinen Platz für sie finden.
Sie passt einfach nicht in die Leben
der andern. Keinem gefällt sie.
Du wirst sie also bis an dein Ende
mit dir herumschleppen müssen,
ein unansehnliches Gerümpel.
Oder sie stehn lassen, irgendwo,
wo’s keiner sieht. Zum Beispiel hier.
Samstag, 1. März 2025
Das Mütterchen mit den Krallen
Mein Böhmen ist ein Meer,
auf seinem Grund liegt Prag.
Ich schwimme weit hinaus
und tauche tief ins Glück.
Daheim ist alles dumpf.
Fern weht ein kühler Wind.
Ich weiß mir keinen Reim.
Am Ende kehr ich heim,
wenn das das Ende ist.
Ach, du
Du bist mir so maßlos sympathisch,
weil du so hübsch bist. Da bin ich
voreingenommen. Sieht einer gut aus
und sagt mir ein freundliches Wort,
will ich immer gleich, ich gesteh’s,
den Rest meines Lebens mit ihm
glücklich verbringen. Aber noch nie
ist es dazu auch gekommen.
Keine Ahnung warum. Wie wär’s mit dir?
weil du so hübsch bist. Da bin ich
voreingenommen. Sieht einer gut aus
und sagt mir ein freundliches Wort,
will ich immer gleich, ich gesteh’s,
den Rest meines Lebens mit ihm
glücklich verbringen. Aber noch nie
ist es dazu auch gekommen.
Keine Ahnung warum. Wie wär’s mit dir?
Freitag, 28. Februar 2025
Exoten
Die Erde ist eine Insel,
nenne das Meer, wie du willst.
Umgeben von sinnloser Leere
wohnt dort, noch unentdeckt,
ein seltsamer Stamm:
die einzige Menschheit,
um die es gehen kann.
Donnerstag, 27. Februar 2025
OMG!
Ich rede zu viel von Gott.
Und viel zu vertraulich.
Als sei er ein alter Bekannter,
eine seit Kindertagen gewohnte Gestalt,
einer, von dem ich nahezu alles weiß,
was es über ihn zu wissen gibt,
als sei ich all seiner Geheimnisse kundig
und nichts an ihm könne mich überraschen.
Aber das stimmt so nicht. Vielmehr gilt:
Einen Dreck weiß ich.
Gott ist mir vollkommen fremd.
Immer wieder muss ich feststellen.
dass er anders ist, als ich gedacht habe,
dass er nicht so ist, wie ich es gern hätte,
dass er mich verwirrt und verstört
und überhaupt nicht tröstet
und dass ich nicht bei ihm geborgen bin.
Das ist mir sehr recht.
Das ganze Wohlfühlgetue,
das Gerede von Plan und Gewissheit,
von Zuhausesein und so weiter,
geht mir total auf die Nerven.
Gott ist ein vollkommen Fremder für mich,
den ich jeden Tag, jeden Augenblick
völlig neu kennenlernen muss.
Gott ist ein Abgrund,
in den ich mich werfen will,
blindlings und ohne zu zögern
und ohne jede Absicherung.
Aber darüber sollte ich vielleicht schweigen.
Und viel zu vertraulich.
Als sei er ein alter Bekannter,
eine seit Kindertagen gewohnte Gestalt,
einer, von dem ich nahezu alles weiß,
was es über ihn zu wissen gibt,
als sei ich all seiner Geheimnisse kundig
und nichts an ihm könne mich überraschen.
Aber das stimmt so nicht. Vielmehr gilt:
Einen Dreck weiß ich.
Gott ist mir vollkommen fremd.
Immer wieder muss ich feststellen.
dass er anders ist, als ich gedacht habe,
dass er nicht so ist, wie ich es gern hätte,
dass er mich verwirrt und verstört
und überhaupt nicht tröstet
und dass ich nicht bei ihm geborgen bin.
Das ist mir sehr recht.
Das ganze Wohlfühlgetue,
das Gerede von Plan und Gewissheit,
von Zuhausesein und so weiter,
geht mir total auf die Nerven.
Gott ist ein vollkommen Fremder für mich,
den ich jeden Tag, jeden Augenblick
völlig neu kennenlernen muss.
Gott ist ein Abgrund,
in den ich mich werfen will,
blindlings und ohne zu zögern
und ohne jede Absicherung.
Aber darüber sollte ich vielleicht schweigen.
Mittwoch, 26. Februar 2025
Station Philadelphiabrücke
Er steht am Bahnsteig. Sein Herz dröhnt
von der Verhältnisse Unvernunft,
wenn der U-Bahn-Zug einfährt.
Mitten durch ihn hindurch
gehn die falschen Zwecke und Mittel
der gehetzten Leute.
Dann steigt er ein.
Sonntag, 23. Februar 2025
Poetologische Einlage
Sagen wir mal so: Das lyrische Ich
geht sich oft verdammt auf die Nerven.
Meist wär’s ihm viel lieber, es ginge
im Gedicht um ganz andere Dinge.
Von denen gibt’s ja nun wirklich genug.
Zu blöd auch das Missverständnis, das Ich
sei immer der, der es schreibt. Mitnichten.
Vielmehr schreibt er über die Welt, aber
selbstverständlich wird er den Filter
der Subjektivität niemals los.
Sprache ist die Suppe der andern,
und darin schwimmt das eigene Selbst,
ob man’s ausdrücklich erwähnt oder nicht.
Am Ende kommt es nur darauf an,
was daraus gelöffelt wird: Ich oder
was einem sonst so dazwischen kommt.
geht sich oft verdammt auf die Nerven.
Meist wär’s ihm viel lieber, es ginge
im Gedicht um ganz andere Dinge.
Von denen gibt’s ja nun wirklich genug.
Zu blöd auch das Missverständnis, das Ich
sei immer der, der es schreibt. Mitnichten.
Vielmehr schreibt er über die Welt, aber
selbstverständlich wird er den Filter
der Subjektivität niemals los.
Sprache ist die Suppe der andern,
und darin schwimmt das eigene Selbst,
ob man’s ausdrücklich erwähnt oder nicht.
Am Ende kommt es nur darauf an,
was daraus gelöffelt wird: Ich oder
was einem sonst so dazwischen kommt.
Samstag, 22. Februar 2025
Rede eines Zeitgenossen
„Ich bin nicht meiner Meinung.
Ich glaube ganz bestimmt nicht daran,
wovon ich ziemlich überzeugt bin.
Und ich will gar nicht wissen,
wem oder was ich noch glauben soll.
Es gibt so viele Wahrheiten,
jeder hat seine eigene.
Mein Urteil steht jedenfalls fest:
Man darf keinesfalls urteilen.“
Zustimmung
Stimmt, ich will nicht wahrhaben,
was gerade passiert.
Wie es ist, soll es nicht sein.
Es ist Lüge und Niedertracht,
Dummheit und Unvermögen.
Ich finde mich nicht damit ab.
Ich melde Widerspruch an.
Es muss anders werden, das stimmt.
Freitag, 21. Februar 2025
Arkandisziplin
Ich kenne gar keine Geheimnisse.
Ihr braucht mich darum gar nicht erst
auf die Folter zu spannen.
Das wenige, was ich weiß,
verrate ich euch gern.
Mehr dürft ihr euch von mir
dann aber auch nicht versprechen.
Donnerstag, 20. Februar 2025
Und wieder und wieder
Das ist das Elend der Welt,
dass man nicht auf mich hört,
der ich doch weiß, was falsch ist
und wie’s richtig ginge.
Die Wahrheit ist da.
Kaum einer will sie hören.
Daran werden alle am Ende
zu Grunde gegangen sein.
dass man nicht auf mich hört,
der ich doch weiß, was falsch ist
und wie’s richtig ginge.
Die Wahrheit ist da.
Kaum einer will sie hören.
Daran werden alle am Ende
zu Grunde gegangen sein.
Prophezeiung
Kannste machen.
Dann ist es halt Kacke.
Aber das sagte ich schon.
Das sage ich immer.
Aber keiner will’s hören.
Dann ist es halt Kacke.
Aber das sagte ich schon.
Das sage ich immer.
Aber keiner will’s hören.
Dann ist das halt so.
Schlimmer geht immer.
Paradies auf Erden.
Alles könnte so schön sein.
Jedem könnte es gut gehn.
Keine Sorgen und Nöte
müssten die Menschen mehr quälen.
Wenn die Leute doch nur
endlich auf mich hören wollten.
Denn ich weiß die Lösungen
für alle Probleme. Fast alle.
Für viele. Für einige.
Jedenfalls für die wichtigsten.
Aber man hört nicht auf mich.
Tja, Leute, dann eben nicht.
Dienstag, 18. Februar 2025
Meine Rede
Sagt, was ihr wollt,
aber ich sage, was ich will.
Wenn wir aneinander vorbeireden,
das gebe ich zu, liegt es an mir.,
weil ich zu euch spreche
und nicht im Chor wiederhole,
was immer gesagt wird.
Meine Worte sind euch fremd,
und eure Rede enttäuscht mich.
Ohne Hand und Fuß ist sie.
Mit Händen und Füßen habt ihr
euch darauf verständigt,
weder Ross noch Reiter zu nennen.
Geschwätzig verschweigt ihr
das Wesentliche: Was wirklich ist
und was darum zu tun wäre.
Sagt, was ihr wollt,
ich werde euch widersprechen.
Auch eurem Verschweigen,
gerade dem. Gerade deshalb,
weil ihr nicht hören wollt,
dass ich sage, dass ihr nicht sagt,
was gesagt werden muss,
werde ich weiterreden.
Sonntag, 16. Februar 2025
Abwarten und Tee trinken
Es wird immer schlimmer.
Aber so war es schon immer.
Alles ändert sich,
damit alles so bleibt,
wie es nicht sein soll.
Wie es denen in den Kram passt,
die an der Macht sind.
Also uns allen.
Denn was wir tun und lassen,
das sind die Verhältnisse,
die über uns bestimmen.
Wir machen, was wir wollen,
weil wir es müssen,
als wüssten wir nicht,
was wir wollen sollen.
Da kann man nichts machen,
als mit allem zu brechen.
Aber wer will das schon?
Fürchtet euch nicht, heißt es,
alles wird gut.
Aber ich fürchte, das wird nichts.
Da müsste schon ein Wunder geschehn.
Sonntag, 9. Februar 2025
So und nicht anders
Zufrieden kann ich nun wirklich nicht sein
mit meinem derzeitigen Leben.
Schuld sind wie immer die andern.
Auch am Zustand der Welt überhaupt.
Warum sind die Leute, wie sie sind,
und nicht, wie ich sie haben möchte?
Alles könnte längst so viel besser sein,
wenn endlich alle immer das machten,
was ich ihnen sage. So ist es leider.
Mittwoch, 5. Februar 2025
Publikumswirkung
Zwischen Tralala und Hopsasa
macht mein Krähengekrächz
kaum auf sich aufmerksam.
Jeder ausgestopfte Tanzbär,
richtig ins Bild gesetzt,
erntet mehr Zustimmung.
Was für ein Glück, sage ich mir,
dass ich nicht deswegen schreibe,
Aber warum eigentlich dann?
Geträumte Legende
Gott ist ein Österreicher.
Das erfuhr ich im Traum.
Erst zweifelte ich. Dann verstand ich.
Ein Altösterreicher vermutlich,
er ist ja uralt. Vielleicht
aus galizischem Schtetl,
voller Armut und Aberglauben.
Kein Frömmler, kein Wunderrabbi,
kein Krämer, kein Branntweinpächter,
Das erfuhr ich im Traum.
Erst zweifelte ich. Dann verstand ich.
Ein Altösterreicher vermutlich,
er ist ja uralt. Vielleicht
aus galizischem Schtetl,
voller Armut und Aberglauben.
Kein Frömmler, kein Wunderrabbi,
kein Krämer, kein Branntweinpächter,
beinah ein Luftmensch,
wenn man so sagen darf.
Ausgewandert nach Amerika
womöglich, aber auch dort
nie zu Wohlstand gekommen.
Oder einfach nach Wien gegangen,
es schließlich gebracht habend
zum Börsenspekulanten
oder zum Journalisten
oder zum Psychoanalytiker.
Als die Braunen siegten: vertrieben.
Oder im Osten geblieben,
später verschleppt und vergast.
Noch später immer erinnert,
wenn es Opfern und Tätern passt.
In Palästina nie heimisch geworden,
das Kaffeehaus vermissend
und eigentlich doch auch die Schul.
Das Leid auch der Araber
auf sich nehmend, auch dafür
verhöhnt und bespuckt werdend.
Sich nicht beirrend lassend.
Immer überall ein Fremder
wenn man so sagen darf.
Ausgewandert nach Amerika
womöglich, aber auch dort
nie zu Wohlstand gekommen.
Oder einfach nach Wien gegangen,
es schließlich gebracht habend
zum Börsenspekulanten
oder zum Journalisten
oder zum Psychoanalytiker.
Als die Braunen siegten: vertrieben.
Oder im Osten geblieben,
später verschleppt und vergast.
Noch später immer erinnert,
wenn es Opfern und Tätern passt.
In Palästina nie heimisch geworden,
das Kaffeehaus vermissend
und eigentlich doch auch die Schul.
Das Leid auch der Araber
auf sich nehmend, auch dafür
verhöhnt und bespuckt werdend.
Sich nicht beirrend lassend.
Immer überall ein Fremder
geblieben sein. Genau das wollend.
Gott ist ein Österreicher,
das verstand ich erwachend,
im untergegangenen Sinne:
ein jüdisches Schicksal.
Gott ist ein Österreicher,
das verstand ich erwachend,
im untergegangenen Sinne:
ein jüdisches Schicksal.
Samstag, 1. Februar 2025
So jedenfalls nicht
Wir machen das immer so?
Mit Verlaub, aus meiner Sicht
ist das ein weniger starkes Argument,
als du zu glauben scheinst.
Eher im Gegenteil.
Aber du muss selber wissen,
ob du mich überzeugen willst.
Ich weiß jedenfalls,
womit du’s nicht schaffen wirst.
Weltuntergang
Ich mache mir keine Hoffnungen.
Ich will sie geschenkt bekommen.
Alles soll gut werden, aber
was kann ich denn schon dafür tun?
Ich überlasse die Zukunft
den andern. Die sollen was machen.
Leider werde ich Recht behalten,
sie werden mich furchtbar enttäuschen.
Das war so, das ist so, das bleibt so.
Wie sich damit nicht abfinden, Bruder?
Abonnieren
Posts (Atom)
Ideal
Er gab nicht auf. Er wollte daran glauben, das Gute müsse gewinnen. Irgendwann. Und sei’s erst zuletzt. Dann aber für immer. Darin war ...
-
Ich gehöre nicht auf ein Schlachtfeld, ich gehöre nicht in einen Schützengraben, ich gehöre nicht in einen Hinterhalt. Ich gehöre zum Frie...
-
Mir wissen die Leute zu viel. Wenigstens reden sie so, als ob sie was wüssten. Was aber wissen sie wirklich? Und was können sie überhaup...
-
Sprache verändert sich, heißt es immer, wenn man Einwand erhebt. Schön und gut, aber warum verändert sie sich immer zum Schlechteren?