Freitag, 29. August 2025

Stellung

Die lieben den Krieg.
Ich liebe ihn nicht,
bin aber gerne bereit,
ihn um gerechten Sache willen
von anderen führen zu lassen. 

Samstag, 23. August 2025

Grundgebet

Gib. Gib. Gib.
Mach. Mach, Mach. 
Lass nicht zu. 
Und gewähre doch.
Das hast du gut gemacht,
vielen Dank.
Hab ich dir heute schon gesagt,
dass ich dich liebe?
Amen. 

Freitag, 22. August 2025

Kavalier

Blank gezogen.
Kurzes Gefecht. 
Schmähliche Niederlage. 
Schon sterbend noch
Adieu gesagt.

Sonntag, 17. August 2025

Ohne Serviervorschlag

Das geht nämlich so:
Ich lege mir meine Wörter zurecht,
schön nach Narben geordnet,
dann greife ich wahllos zu
und stopfe, was ich erwische,
in vorbereitete Sätze.
Gut durchkneten.
Keinesfalls ruhen lassen.
Ich bin dann ganz in meinem Element.
Her mit dem offenen Feuer
mit den winzigen Flammen! 
Dann geht alles ganz schnell. 
Ich verzichte niemals darauf,
zu braten und zu sotten,
komme, was wolle. Aufgepasst!
Ganz nach Gefühl keine Gewürze
zugeben oder weglassen.
Meine Seele köchelt schon mit. 
Darauf kommt es nicht an. 
Ich weiß schon, was ich da mache.
Jetzt kann sich jeder Fehler rächen. 
Das geht so Stunde um Stunde.
Dann werfe ich alles weg,
spucke darauf und beginne
Jahre später etwas anderes.
Aber zuerst die Suppe! 

Unverstand

Oft versteh ich mich nicht.
Eigentlich nie. Ich brabble
irgendwas vor mich hin,
unbegreifliches Zeug
ohne Sinn und Verstand.
Darum höre ich mir,
das muss ich gestehen, 
meist schon gar nicht mehr zu.

Herber Charme

So spröde ist das Wort,
das sich von selbst ergibt.
Gefälligkeit scheut es
und lässt sich nicht gebrauchen,
bis du es zwingst, für dich 
und andere zu tanzen. 

Samstag, 16. August 2025

Urheberschaft

Eigentlich wollte ich
dieses Gedicht gar nicht
schreiben, aber dann
ist es mir doch passiert.

Donnerstag, 14. August 2025

Wie verschworen

Mir geht die Welt auf die Nerven.
All das Getue und Geschwätz,
das Zwitschern, Blöken und Kläffen,
das Rauschen, Dröhnen und Gellen,
das Piepen und auch das Plätschern
treibt mich in den Wahnsinn.
Das dauernde Runterfallen,
Verdrehtsein, Unauffindbarsein,
das ganze Weigern der Dinge,
auf Anhieb zu funktionieren,
macht mich so unsagbar wütend,
dass ich alles kaputt schlagen
möchte, was mir im Wege steht.
Aber das könnte Absicht sein,
um mich zum Schurken zu machen
in diesem abgekarteten,
unmöglich gewinnbaren Spiel, 
in dieser Verschwörung der Welt
gegen mich. 

Immer diese Fragen

Wer bin ich?
Und muss ich das wissen?
Oder darf ich die Antwort
für dich behalten? 

Reziprozität

Während mich nicht interessiert,
was die Leute interessiert,
interessiert die Leute nicht,
was mich interessiert.
So hat alles seine Ordnung. 

Georgicum

Gedanken säen.
Wörter ernten.
Sätze bündeln.
Phrasen dreschen.
Gedanken mahlen.
Texte backen.

Mittwoch, 13. August 2025

Falscher Eindruck

Dass da in dem, was ich schreibe,
von mir die Rede ist, scheint mir,
ist fast schon eine Übertreibung.
Jedenfalls aber ganz gewiss
eine Überbetonung. Es ist
durchaus zu viel des Aufhebens
und lohnt, sage ich, der Mühe nicht.

Samstag, 9. August 2025

Nächtens

Halt, nein, bitte nicht,
ich war noch gar nicht fertig
mit diesem Traum und hätte 
ihn gerne zu Ende geträumt.
Wieso bin ich aufgewacht? 
Ach ja, richtig. Ich weiß wieder.
Der Ruf der Wirklichkeit.
Ich bin alt und muss pissen.

Donnerstag, 7. August 2025

Falschparker, aufgepasst!

Mit dem Sheriff von Nottingham
ist nicht gut Kirschen stehlen 
oder Pferde essen.
Der hat den Borgen raus
und noch manchen Hund in der Pfanne.
Wir wollen brav sein
und den hochlöblichen Galgen 
lieber von unten besehen.
Mit klingender Münze zahlt
das Freiwild die Treibjagd heim.
Doch keiner weiß, wo er sitzen soll,
wenn der Dudelsack platzt
und der Aufzug anderer Saiten
mal wieder etwas länger dauert.
Sag, es war Speiseeis oder
ein geschickter Schachzug. Andernfalls 
wohnen die lustigsten Kerle
voll im Halteverbot.
Macht ja nichts, die wollen nur spielen.

Montag, 4. August 2025

Jeremiade

Ich schreibe und schreibe und schreibe,
und nichts kommt dabei heraus.
Als eben, dass ich geschrieben habe.
Die Welt ist nicht besser geworden.
Und gibt sich auch nicht den Anschein,
es werden zu wollen. Schon gar nicht
wegen meines Geschreibsels.
Habe ich wenigstens irgendetwas geschrieben,
was auch nur einen einzigen Menschen
glücklicher, freier, gerechter oder
immerhin klüger gemacht hätte?
Auch das scheint nicht so. Jedenfalls
langen keine Dankschreiben
waschkörbeweise bei mir ein.
Hin und wieder sagt wer was Nettes.
Das ist es dann aber auch schon.
Wo bleiben die Bewunder, die Jünger,
warum trägt mich, hosianna
die Menge meiner Leser nicht wenigstens
vorläufig auf Händen, um mich,
crucifige, dann fallenzulassen,
wenn das denn sein muss?
Ich schreibe doch nicht für mich,
oder nicht nur, ich will doch
die Welt retten oder wenigstens dich.
Nun, dann eben nicht. Auch egal.
Ich werde weiter schreiben.
Und ihr macht sowieso, was ihr wollt.

Freitag, 1. August 2025

Einflüsterung

Mein Leben werde nicht gerettet,
sondern verdammt noch mal vergeudet
worden sein wie das eines jeden
halbwegs gewöhnlichen Sünders, sagt
ein zufrieden grinsender Teufel,
springt von meiner Schulter und humpelt
eilig davon. Was weiß denn der schon!

Tipp

Wenn die Kacke am Dampfen ist, suche das Weite.  Keiner hat was davon,  wenn du stinkst.