Alle anderen haben es leicht.
Niemand von ihnen ist gezwungen,
mich zu ertragen,
wenn er nicht will.
Ich hingegen bin
Tag für Tag,
Stunde um Stunde
und jeden einzelnen Augenblick
mit mir zusammen,
ob ich will oder nicht,
und muss mich aushalten.
Das mach mir mal einer nach.
Dienstag, 25. Oktober 2022
Donnerstag, 6. Oktober 2022
Samstag, 24. September 2022
Der Konformist
Wenn das alle so machen,
und mir scheint, sie tun es,
dann mache ich es auch so.
Mir doch egal, ob das richtig ist.
Lieber mit der Mehrheit irren,
als eine eigene Meinung haben
und damit allein bleiben.
Freitag, 23. September 2022
Sündenbekenntnis
Einmal noch kratze ich mir
die Sünde aus dem Gewissen.
Aber ab dann will ich brav sein
und ein gutes Leben führen.
Ach, ich bin schwach. Doch auch das
ist schon wieder gelogen.
die Sünde aus dem Gewissen.
Aber ab dann will ich brav sein
und ein gutes Leben führen.
Ach, ich bin schwach. Doch auch das
ist schon wieder gelogen.
Donnerstag, 11. August 2022
Ab jetzt im Handel
Mein Gedichtband „Wunde
Punkte“
ist ab sofort im Handel erhältlich.
Online zum Beispiel über bod.de. Und demnächst auch in jeder Buchhandlung.
Dienstag, 12. Juli 2022
Endbahnhof
Die Züge sind abgefahren,
alle Bahnsteige menschenleer
nur ein einzelner Reisender,
der nirgendwo hinwill,
wartet noch lustlos darauf,
hier nicht willkommen zu sein.
alle Bahnsteige menschenleer
nur ein einzelner Reisender,
der nirgendwo hinwill,
wartet noch lustlos darauf,
hier nicht willkommen zu sein.
Sonntag, 22. Mai 2022
So ist das Leben
Du möchtest Bedingungen stellen,
aber die Bedingungen stellen dich
und verpassen dir eine Abreibung.
Hoffentlich lernst du etwas daraus
fürs nächste Mal. (Wahrscheinlich nicht.)
aber die Bedingungen stellen dich
und verpassen dir eine Abreibung.
Hoffentlich lernst du etwas daraus
fürs nächste Mal. (Wahrscheinlich nicht.)
Montag, 25. April 2022
Wartezeit
Ich warte auf mich.
Das macht mir nichts aus.
Ich bin es gewohnt.
Irgendwann muss ich ja kommen.
Das wird schon werden.
Hoffe ich jedenfalls.
Leider bin ich unzuverlässig.
Schon oft habe ich mich enttäuscht.
Aber doch nicht immer. Zugegeben:
Heute bin ich besonders spät dran.
Das macht mir Sorgen.
Ich wäre bereit. Fehle nur noch ich.
Wo stecke ich bloß?
Ich sollte längst hier sein.
Ist mir was dazwischen gekommen?
Hält mich irgendwas auf?
Oder weiß ich nicht, wo ich hin soll?
Habe ich mich etwa verlaufen?
Vielleicht sollte ich mich suchen,
aber ich wüsste nicht, wo.
Ich werde noch eine Weile warten,
dann fange ich ohne mich an.
Sonntag, 24. April 2022
Schlechtes Beispiel
Ich bin ein schlechtes Beispiel.
Aus mir kann man nichts lernen.
Obwohl, bei näherm Hinsehn,
sich vielleicht doch ergäbe,
dass ich ein gutes Beispiel
für ein schlechtes Beispiel bin.
Freitag, 22. April 2022
Freitag, 25. März 2022
Nüchterne Einschätzung
Es ist, wie es ist,
und ich kann nur versuchen,
es zu verbessern,
oder muss eben hinnehmen,
dass ich das nicht kann.
Mehr geht nicht.
Montag, 21. März 2022
Prognose
Niemand wird sich an mich erinnern.
Wer sich doch erinnert, wird mich verwechseln.
Wer mich nicht verwechselt, wird mich geringschätzen.
Wer mich nicht geringschätzt, wird mich missverstehen.
Wer mich nicht missversteht, wird mir widersprechen.
Wer mir nicht widerspricht, sondern gelten lässt,
was ich zu sagen versucht haben werde,
wäre eine große Ausnahme.
Donnerstag, 17. März 2022
Überleben
Überleben ist beinahe nichts,
nur Anstrengung, noch ohne Sinn.
Zu leben hingegen wäre schon viel,
mehr als der Tod einem nehmen kann.
Aber eigentlich müsste doch da
noch mehr gewesen sein, so viel mehr.
nur Anstrengung, noch ohne Sinn.
Zu leben hingegen wäre schon viel,
mehr als der Tod einem nehmen kann.
Aber eigentlich müsste doch da
noch mehr gewesen sein, so viel mehr.
Dienstag, 15. März 2022
Späte Bilanz
Ihr habt mir meine Welt zerstört.
Wieder und wieder. Das macht nichts.
Nur dass doch eigentlich ich euch
eure Welt zerstören wollte.
Immer mal wieder. Doch daraus
ist ja nun wohl nichts geworden.
Montag, 14. März 2022
Fatalität
Das Leben geht weiter.
Die Krokusse blühn.
Aber irgendwo ist niemand mehr,
der Blumen auf ein Grab legt.
Mittwoch, 9. März 2022
Donnerstag, 24. Februar 2022
Dienstag, 22. Februar 2022
Ästhetische Erfahrung
Die Sonne scheint und es schneit.
Flocke um Flocke fällt
auf den steinernen Boden,
glänzt für einen Augenblick auf,
bis sie schmilzt und erlischt:
Ein vergängliches Schauspiel
unvergänglicher Schönheit.
Fraglosigkeit
Ich bin nicht neidisch auf eure Normalität,
denn sie macht euch zu Komplizen des Systems.
Ich bin nicht neidisch auf euer Glück,
denn so könnt ihr das Unrecht besser ertragen.
Ich bin neidisch auf eure Fraglosigkeit,
denn sie lässt euch mich ignorieren.
Ich wollte, ich könnte das auch.
Montag, 21. Februar 2022
Ein anderer Wintermorgen
Vom Feld vor meinem Fenster her
höre ich das laute Krächzen
einer einzelne Krähe.
Es ist Sonntag. Wie es scheint,
ist heute sie dran mit Predigen.
Sonntag, 13. Februar 2022
Elend
Wenn man fliehen könnte,
ohne Ausflüchte zu machen,
ohne Ausflüchte zu machen,
wenn man Stand halten könnte,
ohne gestellt zu werden,
gäbe es keinen Grund mehr dafür.
So aber versuch zu entgehen
oder wenigstens zu entkommen,
bis das Elend ein Ende hat.
ohne gestellt zu werden,
gäbe es keinen Grund mehr dafür.
So aber versuch zu entgehen
oder wenigstens zu entkommen,
bis das Elend ein Ende hat.
Lichteinfall
Ich komme empor
und bringe ans Licht,
was ihr verbergen
und niederhalten wollt.
Mit mir beginnt
etwas Neues.
Freitag, 11. Februar 2022
Im Zug nach Rom
Die Schläfrigkeit der Menschen
morgens im Liegewagen
dämpft meine Stimmung.
Ich bin hellwach, ich weiß,
wohin die Reise geht:
Draußen, vorm Fenster,
das ist schon das Glück.
morgens im Liegewagen
dämpft meine Stimmung.
Ich bin hellwach, ich weiß,
wohin die Reise geht:
Draußen, vorm Fenster,
das ist schon das Glück.
Montag, 7. Februar 2022
Zonenrand
Wo genau liegt die Grenze?
Wie weit darf man gehen?
Was kann man noch sagen?
Ab wann wird man erschossen?
Bei Nacht und Nebel gelten
Anstand und Höflichkeit
nichts mehr; nur Vorschriften.
Die Gesellschaft, ein Minenfeld.
Freitag, 28. Januar 2022
Fernweh
Wahrscheinlich, überlege ich jetzt,
bin ich niemals in Hamburg gewesen.
Wozu auch? Dort gibt es ja nichts.
Oder in Düsseldorf. Oder wie
hieß nochmal diese andere Stadt?
Hab ich vergessen. Vielleicht Berlin?
Könnte auch München gewesen sein.
Oder Köln. Man darf sich nichts vormachen:
Reisen bildet man sich nur ein.
Hinterher sowieso. Aber eben
auch schon währenddessen. Und davor.
Dienstag, 18. Januar 2022
Zukunftsperspektive
Es wird dann keinen von uns mehr geben,
nicht nur, weil wir selbstverständlich tot sein werden,
sondern vor allem, weil es solche wie uns,
solche von früher, dann nicht mehr geben darf.
Der Mensch wird dermaßen verbessert sein,
dass wir kaum noch als seine Vorläufer
in Betracht kommen können,
schon gar nicht als minderwertige Zeitgenossen.
Alles wird gut sein, jeder wird spuren,
ganz ohne Zwang, jeder wird fügsam sein,
weil nichts anderes mehr denkbar sein wird.
Was uns, unvollkommen wie wir noch sind,
als Hölle auf Erden erscheinen müsste,
trägt dann den Namen Paradies
und wird auch wirklich eines sein.
Aber natürlich nicht für solche wie uns.
Wir denken zu viel,
wir stellen zu viele Fragen,
wir wissen die richtigen Antworten nicht.
Wir tun nicht immer, was man uns sagt,
wir haben Vorlieben, die unnütz sind,
unsere Leidenschaften sind zu unkontrolliert.
In Zukunft würden wir nur stören,
Arbeit machen und Ressourcen verbrauchen.
Aber es gibt selbstverständlich eine Lösung
und sie ist schon beschlossene Sache.
Alles wird gut ohne uns.
Man wird uns abgeschafft, mehr noch:
für alle Zeiten unmöglich gemacht haben.
Das ist aber auch ein lächerlich geringer Preis,
finde ich, für ein nicht enden wollendes,
für ein gnadenlos unendliches Glück.
Montag, 17. Januar 2022
Bis zuletzt
Ich verrammle die Türen
und vernagle die Fenster,
und vernagle die Fenster,
denn draußen sind Zombies.
Vielleicht auch Vampire
oder andere Untote.
Auf Dauer, das weiß ich,
werde ich sie nicht
abwehren können. Aber
jeder Augenblick zählt.
Samstag, 15. Januar 2022
Durchsuchung
Ich zerreiße mich in kleine Stücke
und spüle mich im Klo hinunter.
Da gehe ich lieber auf Nummer sicher.
Ich bin zwar nicht eigentlich verboten,
aber es machte mich ziemlich verdächtig
und würde gegen mich verwendet werden,
wenn sie mich bei mir finden könnten.
Donnerstag, 13. Januar 2022
Vulnerabel
Die wissen doch gar nicht,
wie vulnerabel ich bin.
Und es interessiert sie auch nicht.
Die wissen nur,
dass ich ihr Feind bin
und dass sie mich zerquetschen können
wie eine Laus.
Mittwoch, 12. Januar 2022
Wintermorgen
In dem kahlen Baum
vor meinem Fenster
schlafen noch die Krähen.
Anscheinend liegt heute
nichts Dringendes an.
Samstag, 8. Januar 2022
Wie es ist
Zwischen Wohlbefinden und Selbsthass
passt immer noch eine Leberkässemmel.
Andere mögen Kriege führen,
ich Glücklicher muss es nur
halbwegs mit mir selbst aushalten.
FAQ
Was weiß denn ich,
warum die Welt so ist,
wie sie nicht sein soll.
Was weiß denn ich,
was getan werden kann,
um sie zu verbessern.
Ich weiß leider nur:
Das kommt gar nicht in Frage.
warum die Welt so ist,
wie sie nicht sein soll.
Was weiß denn ich,
was getan werden kann,
um sie zu verbessern.
Ich weiß leider nur:
Das kommt gar nicht in Frage.
Dienstag, 4. Januar 2022
Weltvertrauen
Aus dem Haus zu gehen heißt,
sich unter Feinden wiederzufinden.
Jederzeit kann ein Angriff erfolgen.
Der Schein trügt, alles wirkt ruhig,
aber dauernd lauern Heimtücke und Hass.
Alle Straßen sind vergiftet,
alle Gebäude sind Todesfallen,
jede Begegnung könnte ein Hinterhalt sein.
Es gibt nirgendwo Sicherheit,
nur die Gewissheit, dass immer und überall
das Schlimmste passieren kann.
sich unter Feinden wiederzufinden.
Jederzeit kann ein Angriff erfolgen.
Der Schein trügt, alles wirkt ruhig,
aber dauernd lauern Heimtücke und Hass.
Alle Straßen sind vergiftet,
alle Gebäude sind Todesfallen,
jede Begegnung könnte ein Hinterhalt sein.
Es gibt nirgendwo Sicherheit,
nur die Gewissheit, dass immer und überall
das Schlimmste passieren kann.
Abonnieren
Posts (Atom)
Das Mütterchen mit den Krallen
Mein Böhmen ist ein Meer, auf seinem Grund liegt Prag. Ich schwimme weit hinaus und tauche tief ins Glück. Daheim ist alles dumpf. Fern weht...
-
Ich gehöre nicht auf ein Schlachtfeld, ich gehöre nicht in einen Schützengraben, ich gehöre nicht in einen Hinterhalt. Ich gehöre zum Frie...
-
Mir wissen die Leute zu viel. Wenigstens reden sie so, als ob sie was wüssten. Was aber wissen sie wirklich? Und was können sie überhaup...
-
Sprache verändert sich, heißt es immer, wenn man Einwand erhebt. Schön und gut, aber warum verändert sie sich immer zum Schlechteren?